Spannung im Panda Garden des Berliner Zoos: Stunden der Empfängnisbereitschaft sind eingetreten.

Bei Panda-Weibchen Meng Meng im Zoo Berlin standen in der Nacht von Montag auf Dienstag die Zeichen günstig: Die beiden Hormone Östrogen und Progesteron zeigten für die Experten eindeutige Kurvenverläufe und signalisierten damit, dass die kurze Phase der Empfängnisbereitschaft erreicht ist.



Nach intensiver Beobachtung und sorgfältiger Vorbereitung durch das internationale Experten-Team konnte der nur wenige Stunden andauernde Zeitpunkt für die mögliche Fortpflanzung ausgemacht und genutzt werden. Es wurden mehrere Versuche einer Zusammenführung für eine natürliche Paarung unternommen.



Aufgrund ihres zweideutigen Verhaltens dem Männchen Jiao Qing gegenüber, entschied sich das Team schließlich gegen eine natürliche Paarung, um ein mögliches Verletzungsrisiko auszuschließen. Die künstliche Besamung wurde von Prof. Dr. Thomas Hildenbrandt und Dr. Susanne Holtze vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung sowie den aus der Chengdu Panda Base angereisten chinesischen Panda-Experten durchgeführt.



Ein Team aus Tierpflegern, Biologen und Hormonspezialisten sowie zwei Tierärzten aus dem Zoo Berlin standen ihnen dabei tatkräftig zur Seite. Diese entscheidenden Stunden könnten der Beginn einer neuen Generation von Großen Pandas sein.



Angesichts der Seltenheit und Gefährdung dieser faszinierenden Spezies, ist eine erfolgreiche Fortpflanzung besonders wichtig für den Arterhalt. „Beim Großen Panda ist die moderne Reproduktionsmedizin enorm wichtig, um die Chancen auf Nachwuchs zu erhöhen. Bei Meng Meng haben wir eine Technik genutzt, die den meisten nur aus der Humanmedizin bekannt ist: die künstliche Besamung unter Narkose“, erklärt Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, Leiter der Abteilung Reproduktionsmanagement am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der auch als wissenschaftlicher Berater der Chengdu Panda Base tätig ist.



Und er fügte hinzu: „In der vergangenen Woche habe ich mein Telefon nicht aus den Augen gelassen und war im ständigen Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Zoo Berlin. Als die Werte am Montagabend dann eindeutig waren, habe ich mich sofort auf den Weg zu den Pandas gemacht.“



Meng Meng und Jiao Qing haben die Prozedur gut überstanden und bleiben nun unter der Beobachtung der Panda-Experten. „Mein großer Dank gilt dem hervorragenden Team, dass sehr professionell und unter vollem Einsatz darauf hingearbeitet hat, dass dieser kurze Moment erkannt und bestmöglich genutzt werden konnte“, verkündete Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem.



Und er ergänzte: „Die Gewissheit über Nachwuchs beim Großen Panda erhält man erst kurz vor der Geburt. In spätestens sechs Monaten werden wir erfahren, ob es geklappt hat. Was uns nun noch bleibt, ist eine optimale Ernährung für Meng Meng sicherzustellen. Die Bären müssen sich genügend Energiereserven anlegen, damit die Trächtigkeit erfolgreich verläuft. Nur wer ein gutes Fettpolster hat, hat genügend Milch, um den Nachwuchs zu ernähren.“



Die verzögerte Implantation, auch bekannt als Keimruhe, ist ein Merkmal in der Fortpflanzung der Großen Pandas. Anders als bei den meisten Säugetieren tritt bei ihnen keine sofortige Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterwand ein. Stattdessen verbleibt die befruchtete Eizelle für eine gewisse Zeit im Uterus der Mutter in einem Ruhezustand. Dieser Zeitraum der Keimruhe kann mehrere Monate dauern, währenddessen sich der Embryo nicht weiterentwickelt.



Erst wenn bestimmte Umweltbedingungen günstig sind und äußere Bedingungen passen, setzt sich die Schwangerschaft fort, und der Embryo beginnt sich zu entwickeln. Bei Großen Pandas beträgt die Trächtigkeitsdauer daher in der Regel drei bis sechs Monate.



Der Große Panda ist ein einzigartiger Spezialist mit einzigartigen Bedürfnissen. Aufgrund des Verlusts ihres natürlichen Lebensraums sind die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen, was die Art ernsthaft bedroht hat. Dank rigoroser Maßnahmen zum Schutz vor Wilderei und zur Förderung von Schutzgebieten und Verbindungskorridoren haben sich die Bestände zwar etwas erholt, liegen jedoch mit weniger als 2000 Tieren im natürlichen Lebensraum immer noch auf einem alarmierend niedrigen Niveau.



„Ohne Schutzmaßnahmen wäre der Große Panda höchstwahrscheinlich bereits ausgestorben. Die Erhaltungszucht und Erforschung dieser Art in menschlicher Obhut spielt bei der Rettung des Großen Pandas eine besonders wichtige Rolle. Wir haben in den vergangen Stunden, Wochen und Monaten unser Bestes gegeben. Jetzt bleibt uns nur noch das Daumen drücken“, erklärt Säugetier-Kurator Dr. Florian Sicks.